Donnerstag, 19. Oktober 2017

Neu: Schreibhaus.blog

Ich bin umgezogen!
Neu zu finden auf: www.schreibhaus.blog

Freitag, 15. April 2016

Biografie aus der Bewegung

Vellexon, April 2016
Biografie aus der Bewegung: Tanzen zwischen Zetteln der Erinnerung. Schreiben durch die Schichten des Körpers. Spuren suchen: Das Wachstischtuch der Grossmutter. Malven in einem Garten des Glücks, in den das Unglück fällt.

An fünf Vormittagen befassen wir uns mit unserer biografischen Landschaft. Die Zugänge sind vielfältig: Automatisches Schreiben zu zufällig notierten Begriffen. Schreiben aus der Bewegung heraus. Bewegen ohne Absicht. Bewegung zulassen. Wörter zulassen. Schreiben auf den Konflikt hin. Mehr noch: Eine Heldengeschichte schreiben. Und im Körper finden: Ich und kein anderer.
Es ist kein herkömmlicher Schreibworkshop. Es geht ums Schreiben, aber nicht um den perfekten Text, sondern um den Text, der passt. Es geht um den Text, aber nicht nur: Es geht um den Text, der im Körper wohnt. Um Wörter, die gehen, die bleiben können. Sätze, Abschnitte. Vielleicht eine Geschichte. Eine Geschichte, die mit dem Körper erinnert, gelesen und geschrieben wird.

Biografie: Das Leben ist eine Folge von Ereignissen. Die Ereignisse sind miteinander verbunden. Sie bilden ein Netzwerk, eine Landschaft, in der man sich bewegen kann. Es muss nichts verarbeitet werden. Es braucht keine Korrekturen. Es lohnt sich, sich in dieser Landschaft aufzuhalten.
Die Lebenszeit gewinnt ein Volumen, Raum, Ausdehnung.
Es ist eine Befreiung.















Samstag, 21. Februar 2015

Mit dem Körper schreiben Vellexon Mo 6. - So 12. April 2015


In der Woche nach Ostern findet in einem wunderbaren Schloss in Frankreich die dritte Tanz-, Schreib- und Improvisationswoche unter der Leitung von Gabriele Meseth und Ivo Knill statt.
Die Woche richtet sich an Leute mit Interesse am Schreiben oder anderen künstlerischen Vorhaben, die über eine Basis im CI-Tanz verfügen und am Austausch in einer Gruppe interessiert sind.

Mit dem Körper schreiben

Wir, Gabriele Meseth und Ivo Knill, beschäftigen uns seit mehreren Jahren mit dem Wechselspiel von Tanz, Bewegung, Körperarbeit und Schreiben. Unsere Arbeit verbindet Elemente der Contact-Improvistation, des Butoh, des Authentic Movement und kreative und biografische Schreibmethoden. Uns interessiert das Wechselspiel zwischen der körperlichen Bewegungserfahrung und dem Schreiben und anderen künstlerischen Ausdrucksformen. Wir beobachten, dass die beteiligten Ausdrucksformen im Dialog reicher werden. Das Schreiben gewinnt an Fluss, die Bewegung kommt zum Wort.

Das Schloss in Vellexon ist der perfekte Ort für unser Vorhaben. Der grosse Tanzraum, der Chemineeraum, die Bibliothek und der weitläufige Garten stehen für die Arbeit in der Gruppe grosszügig zur Verfügung. Die zwanzig Einzel- und Doppelzimmer bieten aber auch die Möglichkeit zum Rückzug und zur Besinnung.

An den Vormittagen tanzen und improvisieren wir in der ganzen Gruppe. Die Nachmittage sind frei für eigene Vorhaben und Labs. Von Tag zu Tag schöpfen wir aus der Vielfalt an Ideen und Möglichkeiten und legen Settings gemeinsam fest. Es ist ausdrücklich erwünscht und willkommen, sich mit eigenen Wünschen, Ideen und Angeboten ins Spiel zu bringen!

Das gemeinsame Kochen, Essen und Gestalten der Woche ist Teil des Ganzen.

Dialog

In unserem eigenen Labor verfolgen wir das Thema Dialog, dem wir uns mit Stift und Körper annähern. Wir sehen das Thema auch als Programm der Woche: Geht es uns doch um den Dialog und das Zusammenspiel verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen. Dialog scheint uns auch wesentlich als Moment des Austausches, der unser Schaffen reflektiert und ihm so Gestalt gibt.

Anmeldung und Kosten
Anmeldung bitte möglichst bald an
Gabriele Meseth gmeseth@aol.com
Wir rechnen mit 350€ pro Person für Unterkunft und Verpflegung. Der genaue Preis hängt von den Heizkosten und unseren kulinarischen Extravaganzen ab. 

Samstag, 1. November 2014

1.11.2014: Am Stift gehen


Galerie offspace malerweg in Thun  Lesung 
"Am Stift gehen - oder was man schreibt, wenn man immer schreibt."
Ausschreibung: 
Ivo Knill ist  schreibt, wann immer er die Gelegenheit dazu findet: Er schreibt im Zug, im Café, morgens am Bürotisch, abends am Küchentisch. Ohne Notizbuch und Bleistift würde er nie aus dem Haus gehen. Nur: was schreibt man, wenn man immer schreibt? "Wenn ich den Stift aufs Papier setze, weiss ich nicht, wohin er mich führen wird. Es ist der Aufbruch auf eine Safari der Gedanken, Empfindungen und Ideen, ein Aufbruch in ein Land, wo vor mir noch keiner war."
Ivo Knill liest aus seinen Notizbüchern öffnet auch Tagebücher und Notizbücher von Autoren wie Franz Kafka und Max Frisch und Friedrich Nietzsche. Er hofft, mit seiner Lesung Schreiberinnen und Schreiber anzusprechen, die, wie er, mit dem Schreibstift unterwegs sind, oder die kurz davor sind, aufzubrechen.


Samstag, 25. Oktober 2014

23. 10. 2014: Otto Bruderer - Beschriftungen

Es ist so: In Waldstatt steht ein Haus, das das Werk eines Mannes beherbergt, der ein Werk schuf, das bis heute, 20 Jahre nach seinem Tod, etwas mitzuteilen hat.
Im Vortrag wechselte ich mich mit Wolfgang Rothfahl ab: Er ging den biografischen Spuren nach, ich ging auf Bilder und Fundstücke ein, die wir in 20-Jahresintervallen ausgewählt hatten: 1914, 1934, 1954, 1974, 1994 – das waren die Stichjahre.

Ich schrieb mit Materialien, die ich im Haus vorfand, Texte zu den Bildern und Fundstücken. Es sind Bildbegegnungen, die mir beim Schreiben die Augen öffneten. Nach der Lesung wurden die Texte in die Ausstellung integriert.



Das Vorgehen habe ich in der Vorrede beschrieben:

„Letztens habe ich mich hingesetzt, ein grosses Aquarellpapier genommen und es wissen wollen. Ich habe die Zeichenkohle genommen und angefangen zu schreiben und zwar: „Jedes grosse Werk beginnt mit einer Sünde.“
 Die Sünde war: Ich hatte einfach dieses kostbare Aquarellpapier genommen, vom Maler gehütet wie ein Schatz, den Pack aufgerissen und zu schreiben begonnen. Mir war egal,  was herauskommen würde: Vielleicht nur Lala eine ganze A2-Seite lang, unbedeutendes Geschreibsel auf bedeutendem Papier, das war mir egal, er hatte hier, in diesem Zimmer gemalt, und ich war gekommen, hier um zu schreiben.
Ich legte das Papier auf die Ablage, unter der die Kleinformate des Künstlers gelagert sind und begann. Ich sog mit dem Atem den Geruch eines leckenden Kamins ein. Ich hörte die Autos auf der Dorfstrasse fahren, gedämpft durch die Holzwände des Hauses, so dass ich, wie immer in diesem alten Holzhaus, das Gefühl hatte, es müsse Winter sein, weil die Autos klangen, als führen sie durch Schnee. Es war das ehemalige Atelier des Künstlers, und ich war hier, um einen Beitrag zu  seinem zwanzigsten Todestag vorzubereiten.
Und damit hatte der Ärger begonnen. Ich hatte gedankenlos zugesagt, man macht ja immer gerne mal was für andere. Aber als ich mit dem Stiftungspräsidenten in der Küche sass und Tee trank, da stieg der Ärger hoch. Wieso nur, wieso nur hatte ich zugesagt – und:  Was war das für eine absurde Idee, den Tod eines Künstlers zu feiern, was gibt es daran schon zu feiern? Was ist denn die Kunst am Sterben? Was an einem Hinschied wäre denn zu loben?

Und dazu kam noch  die Tatsache, dass ich mich hier zu schaffen machte, in diesem streng riechenden ehemaligen Atelier: in den Bergen wäre es schöner gewesen, im Alpstein, am Seealpsee, bei den Forellen, den Tannen und Gemsen.

Aus dem dicken Pack fiel der Lieferschein für die Aquarellbögen. Ich hob ihn vom durchgetretenen, mit Farbspritzern bedeckten Linoleumboden auf: 300 Franken hatten die hundert Bögen gekostet, schon damals, 1973, als 300 Franken noch eine Monatsmiete für eine Wohnung waren.
Ich schrieb und liess mich ins Bild fallen.
Ich schrieb auf meinem Aquarellpapier gegen das Bild an und meinen Ärger an und ich merkte, wie ich mich selbst in diesem Bild  im Spiegel betrachtete: Auch ich war ja am Stricken, an meinem Text, auch ich wirkte von Zeile zu Zeile an meinem Werk. Auch ich schnurrte mit den Wörtern und Sätzen die ich aufs Blatt schrieb, und, ja,  mir wurde wohl bei diesem emsigen Tun und machen und Wörter stricken.
Ich sah den listigen Kunstmaler vor mir, erinnerte mich an seinen zwinkernden Blick und Schalk.
Ein rüstiger Berggänger mit Feldstecher und Skizzenblock im Rucksack war er, einer, der in seinem Haus malte und malte und Zimmer für Zimmer mit Satyren, Märchen, Clowns und Landschaften füllte, immer am Malen  und Stricken und Malen und Machen, so sah ich ihn. Ich verstand  seine Art von Kunst, die sich am Machen am meisten freut, und vielleicht auch in der Vorstellung,  was die anderen einmal sehen werden im Bild, wenn sie es betrachten. Und ich war jetzt einer dieser Betrachter und die Lismerin hatte mich am Strick und ich musste dem Wollfaden hinterher und emsig weiter schreiben.

Jedenfalls hatte ich recht gehabt: Der Pack hatte auf gemusst.“




18.10. 2014 Burgdorfer Kulturnacht: Loops und Lesungen

Loops: Die Katze schleicht über die Powerpointpräsentation, Marcs Rossier greift in die Saiten und steigt in die Pedalen, ich räume auf und lese aus den Hundsgedanken, diesem kurzen Text über den Hund, der in seinem Kopf die Welt nachbildet, wenn er, die Nase am Boden, den Spuren folgt, die sich vor ihm abzeichnen.
Ist es eine Lesung? Eine Performance? In meiner Vorstellung bin ich eine Figur auf der Bühne. Vielleicht die Figur, die sich den Hund vorstellt, vielleicht eine Figur des Hundes.










Caravaggio: Ein Mann und eine Frau fahren im Zug und unterhalten sich über die Frage, ob man Glück teilen kann. Man kann nicht, sagt der Mann, denn man lebt zwar in der selben Moment, aber man erlebt ihn anders. Den Beweis erbringt Caravaggios „Gefangennahme Christi“.



Montag, 28. Juli 2014

Hommage an Otto Bruderer (1911 – 1994)



In Waldstatt an der Mittelstrasse 12 steht ein altes, vielzimmeriges Appenzellerhaus, es ist das „Otto Bruderer Haus“ und beherbergt das Werk des Kunstmalers Otto Bruderer. 
Bruderer ist 1911, zur Zeit des ersten Weltkrieges, geboren, hat als Heranwachsender die enge, auch ökonomisch karge Zeit nach dem ersten Weltkrieg erlebt. Als als junger Mann betrieb er zur Zeit der Wirtschaftskrise eine Einrahmerei. 1937 heiratete er und übernahm 1942 die väterliche Papeterie in Waldstatt. Er malte schon als Kind, erste Bilder sind noch aus den 20er Jahren erhalten. In den 50er Jahren, also etwa mit vierzig, konnte er sich vermehrt der Malerei widmen. In diese Zeit fallen grossformatige zeitkritische Werke. Bruderer realisierte mehrere Ausstellungen, es gab Publikationen über sein Werk. Der Kunstbetrieb entsprach allerdings nicht seinem feinsinnigen Naturell. Mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau, Louise Bruderer-Guignard führte der Künstler aber ein offenes Haus und führte Gäste und eine wachsende Schar von Sammlern durch Haus.

Nach seinem Tod hinterliess Bruderer sein Haus und ein einzigartiges Lebenswerk: Zimmer um Zimmer birgt das Haus grossformatige und kleinformatige Öl- und Kasein-Bilder. Mappen und Kartons mit Hunderten von Aquarellen sind aufbewahrt. Es gibt Ordner mit Märchen, und eine grosse Sammlung von Skizzen und Kartons mit auf Kartonschnipseln notierten Sprüchen. Erhalten ist auch ein Tagebuch, das von den Zwanzigerjahren bis in die Nachkriegszeit führt und in sich schon ein einmaliges Zeitzeugnis ist.
Und wie kann man diesem Vermächtnis gerecht werden? Die Otto Bruderer Gesellschaft führt seit Bruderers Tod die Tradition des offenen Bilderhauses weiter und öffnet in wechselnden Ausstellungen immer wieder neue Einblicke in Bruderers Schaffen.

Zum zwanzigsten Todestag Bruders plant die Gesellschaft wiederum einen besonderen Anlass, zu dem ich beitragen durfte. Nur: Was tun? Ein Todestag ist an sich kein Grund zum Feiern, auch wenn er rund ist. Also hatte ich die Idee, das Mass der Zwanzig Jahre nicht nur von heute aus bis zum Tod Bruderers im Jahr 1994 abzutragen, sondern im grossen Zirkelschlag der Jahrzehnte die 20 Jahre bis zurück nach 1914 abzuschreiten und aus jedem 20er-Jahr ein Werk auszuwählen und zu beschreiben.
Aus dieser Idee wurde ein faszinierende Begegnung mit dem Künstler: Ich schrieb zu jedem der ausgewählten Werke eine Bildbetrachtung – und entdeckte beim Schreiben mehr als ich schon wusste. Am schönsten war die Erkenntnis, dass da ein Mensch ein Leben lang kreativ und schöpferisch war. Im letzten Lebensjahr malt Bruderer das Aquarell vom einsamen „Gädeli“. Kein grosses oder gewaltiges Werk – eher ein leichtes Aquarell, das aber ein wunderbares Zeugnis davon ist, wie sich im Malen, im schöpferischen Seins die belanglos vergehende Zeit für einen Moment sammelt.

Lesung zu den Bildern 23.10. 2014 in Waldstatt

Montag, 30. Juni 2014

Solätte - oder vom Wesen der Performance


Performance heisst: Etwas an an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit tun mit der Absicht, dadurch die Welt zu verändern.

Man tritt hervor, man macht sein Ding und verschwindet.
Im Moment des Hervorbringens ist man Werkzeug dessen, was manifest werden soll.

Der Paukenschlag ins Jetzt. Das ist es.

Im übrigen sind die Zuschauer frei in ihrer Betrachtung: Einsicht kann nicht erzwungen werden. Aber es ziemt sich, sein Kostüm in Schuss zu halten und seinem Tun allen Ernst zu geben und alle Liebe zukommen zu lassen, deren man fähig ist.

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Die "Solätte" ist ein patriotisch-republikanisches Kinderfest in Burgdorf im Emmental. Am Vorabend: Die Trommeln. Am Morgen: Das grosse Glockengeläut. Am Vormittag: Ruhe in allen Gassen, die Kinder sind im Gottesdienst. Nach dem Mittag der Umzug mit Marschmusik: Die Kadetten in ihren Uniformen, Schulklassen mit ihren schönen Lehrerinnen, geschmückte Wagen, Pferde, tänzelnd, kaum in Zaum zu halten.
Am Nachmittag: Verwehte Orchesterklänge, ferne Trommeln, das Solo eines Trompeters.








Montag, 23. Juni 2014

Im Kopf des Hundes - Dogthinking




Der Hund, der gerade noch zusammengerollt in der Kiste lag, steht auf. Er streckt sich, schüttelt seinen Kopf, dass die Ohren klatschen, er senkt den Kopf. Die Nase findet am Boden eine Spur. Und der Hund trottet, die Schnauze am Boden, los. 

Die Spur führt ihn, vielleicht, zu einem Brosamen, der vom Tisch gefallen und bisher seiner Aufmerksamkeit entgangen ist. Oder sie führt ihn übers Feld, im Zickzack über den Acker, von da in den Wald und dann ins Ungewisse.


Die Spur.


Der Hund folgt der Spur und die Spur ist eine Ahnung des Abwesenden. Der Hund ist gefangen von seiner Spur, ja, aber indem er seine Gefangenschaft wählt, ist er frei, frei auch die Spur zu verlassen. Er braucht nur die Schnauze vom Boden zu heben, um sich zu schauen, den Kopf zu schütteln, die Ohren klatschen zu lassen und wegzutrotten.


Was macht mich kreativ? Was bringt Musiker, Ingenieure, Handwerker, Maler, Wissenschaftler dazu, kreativ zu sein? Wie kommen sie zu ihren Ideen? Was treibt sie an? Welche Techniken wenden sie an, um sich in ein Feld der Inspiration zu versetzen? Könnten Kreativmethoden helfen, Konflikte zu bewältigen?
Der Hund sucht und findet. Ist er kreativ? Das ist fraglich, denn er bringt ausser seinen Lauten, seinem Hecheln und dem Wedeln seines Schanzes nicht hervor. Aber in seinem Kopf bildet er die Welt nach, deren Spuren seine Nase erschnüffelt.

Sa 28. Juni 2014, Wifart: Loops: Text- und Ton-Performance



LuupLuup: Hundsdenken.

Text- und Ton-Performance mit Ivo Knill und Marc Rossier

Ivo Knill entwirft Wortwelten, legt Schriftspuren, baut Bilderwelten und luupt
Marc Rossier baut Klangräume, shiftet Sound Scapes, erforscht Tonlandschaften und luupt

Im Rahmen von Wifart 4
Eine Ausstellung mit Performance Reihe des Künstlerkollektivs Wiesmann, Erni, Aerni, Keller

Samstag 28. Juni 19:00, Wifart
Wylerringstrasse 29, 3014 Bern

Das ganze Programm unter www.wifart.ch

Wie nehmen wir die Welt wahr? Wo ist eigentlich, wenn es sie gibt, die Grenze zwischen Fantasie, Imagination, Wahn und Lüge?




Montag, 26. Mai 2014

Vätergeschichten auf dem Bärenplatz in Bern


Geschichten sammeln

Morgens um 10 Uhr richteten wir den Stand, legten Broschüren aus, stellten Stühle beauf und legten Notizpapier parat. Dann waren wir bereit, die Erzählungen aufzunehmen, die uns die Passanten mitteilen würden. Aber würden sie uns denn überhaupt Erinnerungen an ihre Väter preis geben? -
Ja: Sie taten es mit Lust.

Manche brachten fertige Geschichten mit und erzählten sie in einem Schwung. Geschichten, die man dabei hat, wie Familienfotos im Portemonnaie. Die Geschichte von Vater auf der Notfallsation oder von einer bedeutenden Fahrt mit dem Vater. Oder wie der Vater sich in einer brenzligen Situation hinter einen stellte.
Andere setzten sich mit einer vagen Idee hin, die im Erzählen Gestalt annahm. So eine Geschichte handelte von einem Vater, der merkwürdig unfassbar war - bis sich herausstellte, dass er noch ein anderes Kind mit einer fremden Frau gehabt hatte. Wieder andere waren beim Erzählen überrascht, was ihnen in den Sinn kam.
Wir Geschichtensammler waren im einen Fall Mitschreiber, im anderen Fall stellten wir uns als Gefährten auf dem Weg der Erinnerung zur Verfügung.

Der älteste Erzähler ist fast 80, die jüngsten sind unter 20 – es sind also drei Generationen vertreten. Die Jahrgänge der Personen, über die Erzählt wird, reichen von 1889 bis 2014 und umfassen einen Zeitraum von 125 Jahren.

Es gibt auch unaufgeschriebene Geschichten. So zum Beispiel diejenige des Mannes im Business-Anzug. Auf die Frage nach einer Geschichte über seinen Vater blickte er kurz auf, faste den Frager ins Auge und sagte: Ich weiss nicht, wer mein Vater ist. Oder die Geschichte jener Frau in den Siebzigern, die unwirsch reagiert und dann sagt: Wenn Vater nachhause kam, gab es Schläge. Und hinzufügt: Aber so war das halt damals.

männer.bern

Loops - Unwrap the Present am 26.4.2014


Ich lese Texte aus meinen Notizbüchern, Marc Rossier spielt dazu Gitarre.
Loops: Das ist ja das Wesen der Musik: Dass sie sich wiederholt, Takt, Rhythmus, Reim, Refrain.
Wiederholung, das gibt Sicherheit.
Leben in Loops.
Schlaufen, Eisenbahnen, die im Kreis fahren und bei jeder Runde mit was Neuem daher kommen.  Da ist dann ein Wagen dran, plötzlich, Shell, ein Tankwagen, der fährt jetzt im Kreis, Shell, alle halbe Minuten kommt Shell, die Barriere geht runter, es blinkt, der Zug, Shell, und  alle halbe Minute erscheint der Bahnhofvorstand und grüsst.

unwrapthepresent.blogspot.ch
www.marcrossier.com